#GaK2018 | Bildmeditation zum Bild „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ von Harmeszoon Rembrandt van Rijn

Dieses Bild „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ von Rembrandt zeigt seine Heimkehr. Sein Weggehen zuvor verband sich mit der Forderung: „Gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht!” Da ging es nicht nur ums Erbe, sondern auch um das sofortige Verfügungsrecht darüber. Normalerweise hätte der Vater sonst noch das Recht gehabt, von dessen Ertrag seinen eigenen Unterhalt zu bestreiten.

Der Sohn will ein neues Zuhause finden, aber er findet die Fremde. Das „ferne Land”, in das er zieht, bezeichnet die Welt, in der das, was zuhause heilig war, nichts mehr gilt. Er, der bei den Schweinen wie ein Schwein behandelt wurde – er ist in Wahrheit doch ein Mensch und der Sohn eines wunderbaren Vaters.

Diese Suche führt über den Verlust des Geldes zum einsamen Scheiten, erzeugt den großen Mangel, der ihm Leid und Schmerz bereitet. Zerlumpt kniet er nun vor dem Vater.

Seine Rede „Ich bin es nicht wert…” und der Vergleich mit den Tagelöhnern klingt demütig, ist aber zugleich weit entfernt vom Vertrauen eines Sohnes, da er sich nur zu seinem Arbeitgeber zurückkehren sieht.

In der Geschichte läuft der Vater aber dem Sohn entgegen. Auf dem Bild legt er beide Hände auf ihn. Hier heißt es nicht mehr „Wenn du … – dann wirst du …”, – hier wird in Worten und Gesten stattdessen die Einladung ausgesprochen, wieder das zu sein, was dieser immer schon ist und war. Sohn, geliebter Sohn! Das bedingungslos geliebte Kind des Vaters!

Unser Blick fällt Blick auf den Vater. Viele Menschen übertragen ihr eigenes Vaterbild auf ihr Gottesbild. Manchen fällt es dann schwer, Gott als liebevollen Vater zu entdecken. Aber Gott als unser Vater ist größer als menschliche Väter es sind und sein können. An Gott können wir vielmehr ablesen, was das Wort „Vater” bedeutet: „Wenn wir aber unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen.”

Rembrandts Bild kennt Licht and Schatten: das Licht fällt auf die Hände des Vaters und bescheint von dort den Rücken des Sohnes. Es sind die tastenden Hände eines Mannes, der Verlust durchlitten hat und sich nach dem Verlorenen sehnt. Seine Hände, sprechen es aus: „Du bist mein geliebtes Kind!”

Diese Hände lohnen noch einen genaueren Blick, dann entdeckt man eine weiblich –weiche, rechte Hand und eine männlich-kraftvolle, linke Hand des Vaters. Neben die Hand, die stützt und Halt schenkt, tritt die Hand,

die zärtlich streichelnd Liebe schenkt: „So ist Gott. Er hält dich in deiner Schwachheit und berührt dich mit seiner Zärtlichkeit.

Noch ein Blick auf ein Detail im Gesicht des Vaters: die rechte Gesichtshälfte passt nicht ganz zur Linken. Hier finden sich das Selbstportrait Rembrandts (links) und das Gesicht des Gekreuzigten (rechts) nebeneinander. Jesus Christus hat sich als der eine gehorsame Sohn am Kreuz von Golgatha „auf seine Liebe zu mir festnageln lassen.“ In Jesus Christus hat er mir einen Begleiter an die Seite gestellt, der mich nach Hause bringt – zum Vaterherzen Gottes.

Ein Gebet zum Mitbeten am Schluss dieser Betrachtung:

Herr, hier bin ich, mit meinem Hochmut, meiner Sehnsucht, mit meiner Angst und mit meinen Verletzungen.

 

Herr, ich bin nicht so, wie du mich gedacht hast. Und ich werde es hier auf Erden auch nicht sein.

 

Ich kann es dir nicht versprechen. Und ich will auch aufgeben, es dir zu versprechen. Aber weil du mir entgegenkommst, komme ich zu dir, wie ich bin. In deine Arme, mit meinem Stolz, mit meinem Hochmut und meinem Misstrauen, mit meiner Sehnsucht und meiner Angst, mit allem.

 

Ich bringe all das mit, denn es gehört zu mir dazu. Nimm mich mit all dem in deine Arme.

 

Lege deine heilenden Hände auf meine Wunden. Ich will dein Kind sein. Dein geliebtes Kind. Herr berühre mich mit deiner Liebe. Ich will nach Hause kommen. Endlich nach Hause.

 

Amen.

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