#GaK2018 | 4. Woche: Frustriert daheim!

Predigt am Sonntag, 18. März von Gerd Ballon: “Frustriert daheim!”

Bibeltext: Lukas 15, 25 – 30

Eigentlich könnte der Bericht mit Vers 24 zu Ende sein. Doch er ist vielschichtiger. Es geht um Versagen und Schuldigwerden, um tiefe Enttäuschung und die Unfähigkeit, bedingungslos zu lieben und sich mitzufreuen.

Bibeltext

25 Inzwischen war der ältere Sohn nach Hause gekommen. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem die Tanzmusik. 26 Er rief einen Knecht herbei und fragte ihn erstaunt: ›Was wird denn hier gefeiert?‹ 27 ›Dein Bruder ist wieder da‹, antwortete er ihm. ›Und dein Vater freut sich sehr, dass er ihn wohlbehalten wiederhat. Deshalb hat er das Mastkalb schlachten lassen, und jetzt feiern sie ein großes Fest.‹ 28 Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus und redete ihm gut zu: ›Komm und freu dich mit uns!‹ 29 Doch er entgegnete ihm bitter: ›All diese Jahre habe ich mich für dich abgerackert. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern können. 30 Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb für ihn schlachten!‹

Thema

Der ältere Sohn kann sich nicht nur nicht mitfreuen, es fehlt ihm auch die eigene Freude.
Fromm aber freudlos. Dies ist eine andere Verlorenheit. Es ist die Not der Pharisäer und Schriftgelehrten – an sie richtet Jesus u.a. das Gleichnis (Vers 1 + 2) – und denen, die Gott durch Pflichtbewusstsein gefallen wollen und meinen, sich seine Liebe durch Leistung erkaufen zu können, die sich abmühen und auch zu sich selbst unbarmherzig sind.

Die Unterredung des älteren Sohnes mit dem Knecht (V. 25 – 28 a)

Das Fest hat ohne den älteren Sohn angefangen. Er ist nicht einmal benachrichtigt worden. Hat der Vater ihn vergessen?
Als er sich dem Hause nähert, merkt er, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein muss. Er hört Musik und Reigentanz, wie es bei festlichen Gastmählern üblich war. Mit einer Verwunderung, die seine Unzufriedenheit verrät, ruft er einen der Knechte zu sich, der ihm Auskunft erteilen soll. Der Knecht sagt: (V. 27) “Dein Bruder ist gesund heimgekommen.”

Er erwähnt nicht das Geringste von der Sünde des jüngeren Bruders. Die Erwähnung des gemästeten Kalbes aber genügt, den älteren Sohn in Zorn zu bringen. Es geht um “das” gemästete Kalb; offensichtlich ein Kalb, das für einen besonderen Anlass gemästet und dafür aufgehoben wurde. Für den Vater war es der richtige Anlass; für seinen älteren Sohn ganz und gar nicht. Könnte es sein, dass er es für ein eigenes Fest gerne gehabt hätte? Wir wissen es nicht.

Seine Reaktion: er weigert sich, am Fest teilzunehmen. Hat der Sohn je realisiert, wie es ist, immer in der Nähe des Vaters zu leben?

Die Unterredung des älteren Sohnes mit dem Vater (V. 28 b – 30)

Der Vater verlässt das Fest, geht zu seinem Sohn hinaus und versucht ihn zu gewinnen.
Da platzt es aus dem älteren Sohn heraus. Er empfindet es als ungeheuerliche Ungerechtigkeit.
Alles, was sich über Jahre angesammelt hatte, wirft er dem Vater verbittert hin: Geschuftet wie ein Sklave, jahrelang, nie auch nur eine Anweisung des Vaters nicht befolgt. Und wofür?
“Niemals etwas geschenkt bekommen, nicht einmal ein Böcklein, worüber ich mich hätte freuen können.”
Hätte der Vater mit ihm öfter reden und ihn ermuntern sollen, auch sein Erbteil zu genießen?

Der Vater kehrt die Worte des Sohnes um: nicht “der Sohn” (V. 30), sondern “dieser, dein Bruder” (V. 32) ist zurückgekehrt. Der Vater wünschte sich, dass der ältere Sohn seinen jüngeren Bruder wieder anerkennt und ihn mit gleicher Freude wie er willkommen heißt.

Das Freudenmahl wird nicht unterbrochen. Der ältere Sohn muss jetzt selbst entscheiden, ob er noch länger hart und lieblos draußen bleiben will. Der Vater behält in dem Bibelbericht das letzte Wort.

FRAGEN:

  • Zu wem spricht Jesus das Gleichnis?
  • Beiden Söhnen begegnet der Vater auf eigene Weise. Worin liegen die Unterschiede?
  • Wie wäre unsere Begegnung mit dem jüngeren und/ oder dem älteren Sohn?
  • Finden wir Anteile des älteren Sohnes in uns?
  • Wo liegen in diesem Gleichnis die Parallelen zum Verhalten der Pharisäer, Schriftgelehrten, Zöllner – und uns?

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